Für die kindliche Entwicklung sind sprachliche Fähigkeiten entscheidend, da Sprache das Medium zur Umwelt darstellt. Auf natürliche Art und Weise sind Kinder in der Lage, im Austausch zu sein und lernen somit direkt von ihrer Umgebung.
Verbale Kommunikation besteht sowohl aus Sprache als auch Sprechen. Sprechen bezieht sich auf den motorischen Ablauf und Sprache umfasst den Wortschatz sowie die kollektiven Regeln, die notwendig sind, um Gedanken und Gefühle auszudrücken. Die ersten Bezugspersonen des Kindes sind sprachliche Vorbilder, die Anreize zu agieren bieten und helfen, die Umgebung zu verstehen.
In der Sprachwissenschaft unterteilt man Sprache in vier verschiedene Ebenen:
- Die Phonetik und Phonologie befassen sich mit der kleinsten sprachlichen Einheit, und zwar mit den Sprachlauten. Die Phonetik untersucht, wie Sprache produziert wird und die Phonologie beschäftigt sich mit dem Lautsystem der Sprache.
- Die Grammatik besteht aus den Bereichen Morphologie und Syntax. Morphologie wird auch Formenlehre bezeichnet. Sie beschäftigt sich mit den Veränderungen der Wortformen einer Sprache. Syntax hingegen ist die Lehre vom Bau und Gliederung des Satzes.
- Die Semantik oder auch Bedeutungslehre beschreibt die Beziehung zwischen sprachlichen Zeichen und deren Bedeutung. Es geht darum, wie Konzepte durch Wörter ausgedrückt werden.
- Die Pragmatik beschäftigt sich mit der Bedeutung von Kommunikation in einem bestimmten Kontext. So kann ein und derselbe Satz in verschiedenen Kommunikationssituationen unterschiedlich gemeint und verstanden werden.
Die kindliche Sprachentwicklung findet auf allen Ebenen aufbauend statt. Von Geburt an sind Kinder darauf programmiert, Sprache und Sprechen zu entwickeln. Hierbei sind die ersten fünf Jahre besonders prägend. Das Gehirn ist im Lernprozess enorm aktiv, neue Nervenzellen entstehen und werden miteinander vernetzt. Demnach ist besonders in den ersten Jahren die Interaktion mit der Umwelt für die Sprachentwicklung unerlässlich. Fehlender Input während dieser Zeit kann zu Verzögerungen in der Sprachentwicklung führen und die Kommunikationsfähigkeit des Kindes beeinträchtigen.
Dies kannst du tun, um die Sprachentwicklung deines Kindes positiv zu beeinflussen
Im Säuglingsalter
- Reagiere verbal auf die Lautäußerungen deines Kindes.
- Sprich mit deinem Kind und begleite sprachlich deine täglichen Handlungen.
- Lächle dein Kind an, wenn es dir durch Lallen oder Mimik antwortet. Deine emotionale Zuwendung ist eine Art Belohnung für den Sprechversuch und wird dein Kind beim Sprechenlernen motivieren.
- Zeige und benenne Dinge, die sich dein Kind ansieht.
- Sprich in einer einfachen Sprache mit deinem Kind. Auch wenn Babysprache nicht in jeder Situation angemessen ist, ist sie für die Sprachentwicklung deines Kindes gelegentlich sinnvoll. Denn durch eine höhere Stimmlage und einfache Struktur wird die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Sprache gerichtet.
- Sing deinem Kind von klein auf vor und nutze diese kleinen Lieder, um Situationen zu kommunizieren, wie zum Beispiel ein Schlaflied für die Zeit zum Zubettgehen.
Im Kleinkind- und Vorschulalter
- Erfinde gemeinsam mit deinem Kind Geschichten. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Spracheentwicklung aus, sondern fördert auch das kreative Denken deines Kindes.
- Wenn dein Kind etwas falsch ausspricht oder benennt, nutze korrektives Feedback. Das bedeutet, du gehst nicht direkt auf die fehlerhafte Äußerung ein, sondern wiederholst beiläufig die Äußerung deines Kindes in einer korrigierten Form. Dein Kind hört die korrekte Form und die Sprechfreude bleibt weiterhin bestehen.
- Unterbrich dein Kind nicht beim Erzählen und höre aufmerksam zu.
- Steigere nach und nach die Komplexität des Gesagten.
- Spiele gemeinsam mit deinem Kind und begleite die Handlungen sprachlich.
- Unterhalte dich mit deinem Kind über die Ereignisse des Tages.
- Lies deinem Kind interaktiv vor. Du kannst zum Beispiel Fragen zur Geschichte stellen oder gemeinsam raten, was als Nächstes passiert.
Im Grundschulalter und darüber hinaus
- Pflege Rituale wie zum Beispiel das gemeinsame Essen. Bei den Mahlzeiten rege das Gespräch über die Ereignisse des Tages an.
- Sprich über Filme, die ihr Kind gesehen hat und überlegt euch gemeinsam andere Handlungsstränge.
- Ermutige zum Lesen. Wenn dein Kind ein Buch gelesen hat, frage nach Gedanken und Gefühlen zum Gelesenen.
- Stelle offene Fragen und gehe auf die Interessen und Themen deines Kindes ein.
Wenn du den Eindruck hast, dass die Sprache deines Kindes verzögert ist, kann dir dein*e Kinderärzt*in eine logopädische Diagnostik verordnen. In einer solchen Diagnostik lässt sich feststellen, welche sprachlichen Meilensteine dein Kind bereits erreicht hat und in welchen Bereichen Unterstützung sinnvoll ist.
Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.
Hentschel, E. (2010): Deutsche Grammatik. De Gruyter.